23
Jan
2008

...

Von wegen gestern ist nichts weltbewegendes passiert. Ganz so langweilig, wie das klingt, war der Tag dann doch nicht. Habe am Nachmittag Santa, Chris und Nick auf der Terrasse kennen gelernt. Und irgendwie waren wir uns sofort sympathisch. Eigentlich hatte ich Santa nur deswegen angesprochenen, weil sie ein Buch von Alejandro Jodorowsky las. Kenne Jodorowsky nur als Regisseur abgedrehter Filme wie „La Montaña Sagrada“ und „Santa Sangre“. Santa meinte, er habe aber auch eine ganze Reihe von Büchern geschrieben. Sie las gerade einen Band mit Kurzgeschichten, sehr kurzen Kurzgeschichten. Den will ich mir jetzt auch besorgen, um so ein wenig Spanisch lernen mit Lesen verbinden zu können.

knut_hildebrandt-digi0284_26-jpg

Die drei kommen zwar aus den Staaten, sprachen aber sympathischer Weise auch untereinander Spanisch. Santa ist in in D.F. geboren und lebt seit drei Jahren in Oregon. Nick, ihr „Esposo“, ob das in ihrem Fall jetzt wirklich Ehemann heißt, weiß ich nicht, kommt aus New York. Die beiden spielen zusammen in einer Band, mit der sie über den Jahreswechsel ein wenig in Mexiko getourt sind.

Chris ist ein Freund aus Portland, der die beiden dabei begleitet hat und nun mit ihnen noch eine Weile durch Mittelamerika reist. Als wir uns auf der Terrasse begegneten, war er gerade dabei Spanisch zu lernen. Dafür, daß er das erst seit gut einer Woche tat, sprach er sehr gut. Da bin ich richtig neidisch geworden.

Jedenfalls erzählten die drei von einer Bar, wo es ab elf ein Konzert einer Ska- und Raggeaband geben sollte. Da ich ja total auf die Mucke hier abfahre, habe ich mich mit ihnen dort verabredet.

knut_hildebrandt-digi0284_28-jpg

Bin kurz vor elf in dem Laden aufgeschlagen und war mir anfangs nicht so sicher, ob es nun wirklich eine gute Idee war, herzukommen. Der Raum, der vielleicht acht mal fünfzehn Meter groß war, eine Bar, eine Bühne und ein gutes Dutzend Tische hatte, wirkte auf den ersten Blick nicht wie ein Club, wo man gute Musik hören könne. Er hatte eher etwas rustikales mit seinen Wänden aus Feldsteinen und dem gemauerten Gewölbe. Abgesehen von einem Tisch mit einigen Jugendlichen wirkte auch das wenige Publikum etwas steif. Wunderte mich, wie hier jemals Stimmung aufkommen solle und bestellte mir vorsichtshalber nicht die Zweiliterkanne Bier zum Specialpreis, sondern nur so ein Minifläschchen. Das war ein Fehler, wie sich ziemlich schnell herausstellen sollte.

Schon beim zweiten Song sprangen die Leute vom Nachbartisch auf die Tanzfläche und tobten wie wild los. Und das sollte die ganze Nacht so weiter gehen. Die Band kopierte gnadenlos alles, was in der Latino-Szene Rang und Namen hat. Da wurden Stücke von Panteón Rococó und Maldita Vecindad zum Besten gegeben. Aber auch Manu Chao und Los Fabulosos Cadillacs mußten herhalten. Bald tanzte der ganzen Saal, auch nicht wenige der etwas steif aussehenden Herren. Das Rumgespringe artete sogar einmal zu einer Art Punk-Polonaise aus. Das mag jetzt zwar schlimm klingen, war aber überhaupt nicht peinlich. Alle waren ausgelassen und bester Stimmung. Da hat sowas niemanden gestört.

knut_hildebrandt-digi0284_29-jpg

Der Spaß ging bis gegen zwei Uhr in der Nacht und ich hatte heute morgen einige Probleme aus dem Bett zu kommen. Es blieb natürlich nicht bei dem einen Bierchen. Am Ende hatten wir noch zwei Kannen und diverse andere alkoholische Getränke klein gemacht.

Möchte an dieser Stelle ein wenig über meinen Tagesablauf berichten. Denn ich würde sagen, daß ich hier jetzt wirklich angekommen bin. Mein Tagesrhythmus ähnelt mittlerweile dem von zu Hause stark.

Ich wache in der Regel zwischen kurz vor sieben, es fängt gegen halb sieben an zu dämmern, und kurz nach acht auf und mache dann erst einmal meine Jogaübungen. Bevor ich gegen elf in die Uni zu meinen zwei Stunden Spanischunterricht gehe, setze ich mich noch auf die Terrasse und mache Hausaufgaben, lese etwas in den Schriften der APPO oder checke meine Mail.

Nach dem Unterricht schlendere ich oft noch ein wenig durch die Stadt, kaufe etwas ein und suche mir irgend einen kleinen Laden, wo ich Mittag esse. Wenn ich damit fertig bin, ist so um zwei herum und viel zu heiß, um noch irgendetwas draußen zu machen. Ziehe mich dann zurück ins Hostal, erledige Kleinkram, wie Wäsche waschen, lege mich evtl. noch einmal hin oder lerne weiter Spanisch.

Gegen Abend hole ich dann noch mal den Laptop raus und schreibe ein wenig über das was am Tag geschehen ist, erledige die Post oder arbeite andere Sachen ab, die erledigt werden müssen. Falls sich jemand findet, der mitkommt, ziehe so nach zehn, lieber um elf, noch einmal los in eine Kneipe oder einen Klub. Liege dann, wie von zu Hause gewohnt, zwischen zwölf und zwei im Bett.
logo

Oaxaca temporal

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Das wird der letzte Eintrag...
Das wird der letzte Eintrag in diesem Blog sein. Er...
king.knut - 2. Apr, 15:59
Langweilig geworden ist...
Langweilig geworden ist mir über Ostern in Oaxaca nicht....
king.knut - 25. Mär, 19:31
Nun habe ich es doch...
Nun habe ich es doch noch geschafft die Leute von der...
king.knut - 24. Mär, 11:56
Sonntag früh wollte ich...
Sonntag früh wollte ich mit Ursula nach San Marin fahren....
king.knut - 22. Mär, 10:29
Nachdem ich nun endgültig...
Nachdem ich nun endgültig mit meinen Spanischstunden...
king.knut - 15. Mär, 19:37

Archiv

Januar 2008
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
20
26
28
29
31
 
 
 
 
 

Suche

 

Status

Online seit 5960 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 8. Aug, 13:53

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren