10
Jan
2008

NYC-Oaxaca

Obwohl ich ja anfangs nicht so recht glücklich war über meine unfreiwillig auf dem Flughafen verbrachte Nacht, hatte sie auch ihre gute Seite. Wegen der Zeitverschiebung von sechs Stunden war ich, als langsam Ruhe im Terminal einkehrte so weit über meine Einschlafzeit hiweg, daß ich kein Auge zutun konnte. Ich tat, was viele andere auch getan hatten, packte mein Notebook aus und begann an den Texten für mein Blog zu arbeiten.

auf dem JFK mit dem Laptop die Zeit vertreiben

Nach der Nacht auf JFK ging das Reisen erst richtig los. Gegen zehn war ich wieder in der Luft und schwebte gen Süden. Dabei wurde mir wieder einmal deutlich vor Augen geführt, warum ich so ungern mit den Amis fliege. Für die ist Fliegen wie Bus fahren und der Service kann z:T. nicht einmal mit den Bussen in einigen Ländern Südamerikas mithalten. Auf den knapp fünf Stunden bis Mexiko City gab es gerade mal ein Sandwich. Als ich fragte, ob ich es auch ohne Wurst bekommen könne, wie eigentlich bestellt, hieß es, auf so kurzen Strecken gäbe es keine Sondergerichte und brachte mir statt meines vegetarischen Essens ein koscheres. Ob das eine gute Alternative zur Normalverköstigung war, sei dahin gestellt. Das Brötchen hatte auch Salami drauf und statt des leckeren Brownies gab es irgend sowas furchtbar süßes und sehr künstlich rosa aussehendes zur Nachspeise. Zu Ehrenrettung der Stewardess muß ich allerdings sagen, daß sie mir eine Stunde später noch einen Salatteller aus der ersten Klasse freundlich lächelnd auf den Tisch schob. Da spielte wohl auch ein klein wenig schlechtes Gewissen eine Rolle, weil in dem ganzen Chaos am Vortag auch vergessen wurde meine Essensbestellug umzubuchen.

In Mexiko City lief alles wie am Schnürchen. Aus der Maschine war ich als erster raus, da ich den schönen Platz am Ausstieg bekommen hatte, den mit der vielen Beinfreiheit. Somit war ich dann auch der erste bei der Einreise und stand zehn Minuten nach Verlassen des Fliegers versehen mit einem 180-Tage-Visum am Band, auf meinen Rucksack wartend. Das war leider etwas früh, denn es dauerte eine ganze Weile bis er endlich auftauchte. Es dauert schon so seine Zeit , bis eine 757 mit mexikanischer Gelassenheit ausgeräumt ist. Der Zoll war dann auch nur eine Sache von Sekunden. Ich reichte den freundlich lächelnden Damen meine Zollerklärung, drückte den Knopf am Wühltisch, bekam grünes Licht und wurde durchgewunken. Wieder mal Glück gehabt. Bei rot hätte ich nämlich auspacken dürfen und das wäre kein wirklicher Spaß geworden, bei dem vielen Zeug, das ich mit hatte. Vor allem hätte es auch eine Ewigkeit gedauert, bis alles wieder in den eigentlich zu kleinen Rucksäcken verstaut gewesen wäre.

Angekommen bin ich am Terminal 2, das obwohl, oder vielleicht gerade weil, es z:T. noch einer Baustelle glich, einen viel übersichtlicheren Eindruck machte, als die Terminals in New York. Ich glaubte mich erinnern zu können, daß es direkt vor dem Terminal eine Metrostation gab, Terminal Aerea. Da lag ich offensichtlich falsch. Als ich nach ihr fragte, hieß es, die gesuchte Station sei ein ganzes Stück entfernt. Für Mexikaner zu weit, um einen Fußmarsch zu wagen, weshalb man mir empfahl ein Taxi zu nehmen. Nur durch intensives Nachfragen bekam ich dann noch heraus, daß sich in ungefähr 10 Minute Entfernung die Station Pantitlan befand, zu der ich mich auf den Weg machte.

Einmal in der U-Bahn war der Rest kein Problem. Ich hatte nur zwei Stationen mehr zu fahren, als ursprünglich angenommen und stand gut 1 ½ Stunden nachdem ich in D.F. eingeschwebt war auf dem TAPO, dem Busbahnhof, von dem die Busse nach Oaxaca abgehen. Ein kurzer Rundblick zeigte, daß fast stündlich etwas fuhr. Nun galt es nur den nächsten Bus ausfindig zu machen und dabei nicht unbedingt den teuersten zu erwischen. Am ersten Schalter, den ich ansteuerte, hieß es der nächste Bus führe um vier, also in einer viertel Stunde. Bei einem Preis von 290 Peso, etwas weniger als 20 Euro, gab es nicht viel zu überlegen. Außer natürlich, wie ich vorher noch etwas in meinen schon stark knurrenden Magen bekomme. Aber dafür hatte ich ja immerhin noch fünfzehn Minuten Zeit. Die reichten für einen zweiten Rundgang durchs Terminal, um eine Flasche Wasser zu kaufen und dann noch drei Pasteles de Atun für die Busfahrt zu erstehen. Das war das einzige ohne Fleisch, was sich auf die Schnelle finden ließ. Willkommen in Mexiko. Für mich als Vegetarier würde es mal wieder nicht so ganz einfach werden.

Es war ein tolles Gefühl dann endlich im Bus zu sitzen. Das war Reisen vom Feinsten, so wie ich es schon oft erlebt habe. Man macht sich einen Plan und geht der nicht auf, ergibt sich bestimmt etwas anderes, ebenso spannendes. Man mußte einfach nur dem Leben seinen Lauf lassen und den Dingen gegenüber offen sein, die auf einen zukommen. Ich rekelte mich auf meinem Fensterplatz und ließ die große Stadt am mir vorbei ziehen. Es war gar keine so schlechte Sache am Tag die sechs Stunden Fahrt nach Oaxaca hinter sich zu bringen, würde ich doch so auch etwas von der Landschaft, den Städten und Dörfern auf dem Weg dahin mitbekommen. Leider sollte das nicht ganz so kommen, denn ich war so müde von den durchgemachten Nächten der letzten Woche, daß mir die Augen schon zufielen, bevor wir Mexico City überhaupt hinter uns gelassen hatten. Erst als wir nach Einbruch der Dunkelheit eine Pause machten und ich die Gelegenheit nutzte, mir eine Capuchino einzuhelfen, wurde ich wieder munter.

Eine weitere Überraschung wartete dann in Oaxaca auf mich. Das Terminal der Busgesellschaft AU befand sich offensichtlich ein klein wenig außerhalb der Stadt und nicht wie der Central de Autobuses nur wenige Blocks vom Zentrum entfernt. Mitreisende waren aber der Meinung, daß es soweit nicht sein könne und machten sich zu Fuß auf den Weg. Ich ging mit ihnen, mußte allerdings schon bald feststellen, daß ihre Ortskenntnis wohl keinen Deut besser war, als meine. Zumindest meinte der erste Oaxaceño, den ich nach dem Weg fragte, es sei „muy lejos“, sehr weit, bis zum Zentrum und empfahl mir ein Taxi zu nehmen. Auf mein Nachfragen, was denn nun sehr weit bedeute, meinte er, einen oder vielleicht doch eher zehn Kilometer. Das ich auf diese Angabe nicht allzu viel geben durfte, war mir sofort klar. Aber zumindest die Richtung die er mir gewiesen hatte, schien zu stimmen. Auf der Hauptstraße hatte ich ein großes Schild sie als den Weg zum Zentrum ausweisen sehen.

Also marschierte ich los, auf einer mir unbekannten, einem ausgetrockneten Flußbett folgenden Straße, die an ein Gebiet mit Wohnhäusern und kleinen Gewerbebetrieben grenzte. Gelegentlich hupte es neben mir wenn eines der vorbeifahrenden Taxis kurz anhielt, um sich anzubieten. Dankend lehnte ich ab und setzte meinen Weg zu Fuß fort. Kurz schoß mir der Gedanke durch den Kopf, ob es denn so ratsam sei alleine in der Dunkelheit durch diese fremde Stadt in Lateinamerika zu marschieren. Obwohl es hier aber stockfinster war, vermittelten mir die schmale Mondsichel am Nachthimmel und die Sterne so ein Gefühl eins zu sein mit der Welt. Da waren solchen Gedanken sofort wieder verflogen und nicht einmal die Hunde konnten mich erschrecken, wenn sie laut kläffend hinter mir her rannten.

Im Zentrum angekommen steuerte ich eines der beiden mir empfohlenen Hostales an. Schwer zu finden war es nicht, in einer Seitenstraße der Idependencía nur wenige Schritt vom Zocalo entfernt gelegen. Ein freies Zimmer hatte man zwar nicht, aber ein Bett im Dorm konnte ich noch haben. Todmüde nahm ich es, verzichtete auf das Abendessen -in Oaxaca werden nämlich, wie im Rest von Mexiko um zehn die Bürgersteige hochgeklappt- und schwang mich nach dem Zähneputzen sofort hinein. Ich war so fertig von der Reise, daß ich durchgeschwitzt wie ich war, sogar aufs duschen verzichtete. Vielleicht sollte ich mal meine gewohnten Muster beim Reisen überdenken und doch hin und wieder ein Taxi nehmen. Schließlich sind gut 30 Kilo Gepäck nicht ganz ohne und man wird ja auch nicht mehr der jünger.
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