11
Jan
2008

...

Mit dem Brechen gewohnter Muster fing ich gleich am Morgen an. So richtig toll war die Nacht im Dormitory nicht gewesen. Ich hatte zwar geschlafen wie ein Baby und mich auch nicht von der Unruhe der anderen stören lassen. Aber irgendwie brauchte ich meinen eigenen Raum. Ich wollte nicht bei jedem Rascheln mit den Tüten, in die ich gewissenhaft meine Klamotten wasserdicht verpackt hatte, ein schlechtes Gewissen bekommen, weil sich ein Mitbewohner unruhig im Schlaf wälzte. Deshalb fragte ich gleich als erstes am Morgen, ob ich für die kommende Nacht ein eigenes Zimmer bekommen könne. Wollte wenigstens mal sehen, was da so im Angebot war, bevor ich mich anderswo auf die Suche nach einer Unterkunft machte. Denn eigentlich hatte ich schon beschlossen das Hostal zu wechseln, denn so richtig gefiel es mir hier nicht. Der Laden machte irgendwie einen leicht runtergewirtschafteten Eindruck auf mich.

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Um so größer war die Überraschung, als mir im ersten Stock ein wirklich reizendes, helles Zimmer angeboten wurde. Eines mit einer riesigen, sonnenüberfluteten Terrasse gleich nebenan, einem Nachttisch neben dem Bett, einem Stuhl und einem kleinen Regal. Da gab es nicht viel zu überlegen. Für 120 Peso sollte das mein Domizil für die ersten Tage in Oaxaca werden. Schließlich hatte ich ja zu Hause die Wohnung vermietet. Das eingesparte Geld wollte ich jetzt in eine vernünftige Unterkunft investieren. Denn ich hatte ja vor, hier heimisch zu werden und nicht in wenigen Tagen weiter zu reisen. Und dazu brauchte ich nun mal einen Ort, an dem ich mich wohl fühlen konnte, wo ich einen Platz für meinen Rechner hatte, wo ich mich ausbreiten durfte, und nicht jedes Mal das große Gewühle losgeht, wenn ich an etwas ran mußte, das zufällig ganz unten im Rucksack verstaut war.

Nachdem ich ausgiebig geduscht hatte und in frischen Klamotten steckte machte ich mich auf die Suche nach einem Frühstückscafé. Nach den Strapazen der vergangenen Tage wollte ich es mir mal so richtig gut gehen lassen. Das mir im Hostal empfohlene Café mag zwar gut sein, war aber brechend voll und mir viel zu hektisch. Was ich gerade brauchte, war etwas Ruhe, zum Nachdenken und Schreiben. Also kehrte ich zurück zu einem Restaurant, das mit einem Buffett für 50 Peso warb. Eigentlich mag ich ja Frühstücksbuffets überhaupt nicht. Sie verleiten mich immer dazu viel zu viel in viel zu kurzer Zeit in mich hinein zu stopfen. In diesem Moment war es aber genau das, was ich gesucht hatte. Da lagen alle Köstlichkeiten mexikanischer Küche zum Durchprobieren vor mir und somit packte ich mein Notebook aus um mich die nächsten drei Stunden zu den Klängen von Mercedes Sosa durch das Buffet zu arbeiten und weiter an meinem Reisetagebuch zu schreiben.

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Zurück im Hostal versuchte ich dann online zu gehen. Bei der Euphorie über das schöne Zimmer hatte ich vergessen nachzufragen, ob es einen W-LAN-Zugang im Hostal gab. Ich wollte ja nicht jedes mal mit dem USB-Stick meine Daten auf den hauseigenen Rechner übertragen, um sie dann online zu stellen. Offene Netze gab es hier einige, nur wollte es mir nicht gelingen, mich in eins einzuklinken. Die Frau an der Rezeption meinte zwar, auch das Hostal hätte sein eigenes Netz, allerdings kenne sie den Schlüssel nicht. Zum Glück hatte ich ein Ethernet-Kabel eingesteckt, mit dem ich mich direkt an den Router hängen konnte. Den Schlüssel bekam ich dann später, was mein Problem allerdings nicht wirklich löste, denn auch mit Schlüssel kam ich nicht ins Netz hinein. Ich vermute mal, das liegt an der Verschlüsselung. Hier benutzt man das etwas angestaubte WEP, während ich meinen Laptop fit für WPA gemacht habe. Wenn ich mich richtig entsinne, gab es da wohl Probleme bei Kubuntu, weil sich die entsprechenden Module unter Linux gegenseitig behindern. Werde das Problem bei Gelegenheit mal angehen, wollte mich aber erst einmal um die Einrichtung des Blogs kümmern.

Und die beschäftigte mich einen Gutteil des Nachmittags, sowie die halbe Nacht. Ich hatte bei einem anderen Globetrotter ein sehr schönes Blog in Form eines Online-Tagebuchs gesehen. Das war genau das, was ich wollte. Also meldete ich mich bei seinem Anbieter an, um auch mein Blog dort zu hosten. Nur klingt das einfacher, als es letztendlich ist. Ma ahnt gar nicht, wie viele Einstellungen man ändern muß, bis alles so funktioniert, wie es soll. Wie gesagt, die halbe Nacht ging dabei drauf und es entspricht immer noch nicht ganz meinen Vorstellungen. Aber zumindest kann ich jetzt meine Texte online stellen, was für mich erst einmal das wichtigste war. Das Finetuning kommt dann später. Also immer mal auch auf ältere Beiträge schauen, selbst da wird sich vielleicht noch was tun.

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Während ich am Nachmittag noch das Internet nach einem Hoster für mein Blog durchforstete hörte ich plötzlich das laute Skandieren von Sprüchen auf der Straße. Neugierig lief ich hinaus und sah eine kleine Demo die Independencia entlang ziehen. Vorne und hinten ein Lauti, dazwischen vielleicht gut hundert Leute, die rote Fahne mit Hammer und Sichel schwenkten und Transpies in den wohlbekannten Anarchofarben Schwarz und Rot vor sich her trugen. Ganz im Gegensatz zu Demos bei uns, war von Polizei weit und breit nichts zu sehen. Die Demonstranten folgen unbeirrt ihrem Weg die Independencia entlang und hinter ihnen staute sich der Verkehr.

Obwohl ich sofort ins Hostal zurück rannte, das Notebook verstaute und die Kamera griff war von dem kleinen Zug nichts mehr zu sehen, als ich wieder auf die Straße kam. Auf der Independencia ging man seinen gewohnten Geschäften nach, als sei nicht geschehen. Einmal unterwegs nutzte ich die Gelegenheit zu einem kurzen Stadtbummel. Außerdem hatte ich ja seit meinem Frühstück, das sich zugegebener Weise bis ein Uhr hinzog, nichts mehr gegessen. Fragte deshalb im Hostal nach dem nächsten Supermarkt, um mich dort ein wenig mit Nahrungsmitteln einzudecken. Ich hatte nämlich nicht vor die ganze Zeit in Oaxaca außerhalb essen zu gehen. Auch wenn es hier schon recht günstig ist zu leben, geht das mit der Zeit doch ganz schön ins Geld.

Nun ist der Supermercado in Lateinamerika, im Gegensatz zu Deutschland, nicht unbedingt der billigste Ort, um seine Einkäufe zu machen. Gerade Nahrungsmittel gibt es in kleinen Läden, an Straßenständen oder auf dem Markt oftmals viel günstiger. Der große Vorteil des Supermarktes ist allerdings, daß hier alles ausgepreist wird. Man muß nicht nach allem fragen und über jeden Preis verhandeln. Gerade letzteres fällt mir in der ersten Tagen einer Reise nie wirklich leicht. Im Supermarkt hole ich mir einen Überblick über das aktuelle Preisniveau, was es mir später ermöglicht auf dem Markt zu handeln.
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