14
Mrz
2008

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Nachdem ich nun endgültig mit meinen Spanischstunden aufgehört habe, nutze ich die viele Zeit, um die Umgebung Oaxacas ein wenig zu erkunden und mir Dörfer sowie alte Steine in den „Valles Centrales“ anzuschauen. Bevor ich Ende der Woche dann doch noch in die Berge fahren werde, muß vorher noch die eine oder andere Party gefeiert werden.

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Bilder: Ruinen von Yagul

Am Sonntag bin ich zu meinem ersten Ausflug aufgebrochen. In Tlacolula ist sonntags immer Wochenmarkt, ein guter Anlaß sich dieses verschlafene Nest einmal genauer anzuschauen. Nur wenige Kilometer hinter dem Ort befinden sich die Ruinen von Yagul. Da bot es sich an, den Besuch dieser miteinander dem Trip nach Tlacolula zu verbinden.

Ich bin dann auch nicht im Ort ausgestiegen, sondern habe mich gleich am Abzweig zu den Ruinen absetzen lassen. Von dort war es noch ein guter Kilometer Fußmarsch auf einer ruhigen Landstraße den Berg hinauf. Nach der wochenlangen Großstadthektik konnte ich die Ruhe hier draußen so richtig genießen.

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Die Ausgrabungsstätte wirkte sehr aufgeräumt, war schon fast so gut gepflegt wie eine Gartenanlage. Nur gab es hier nicht allzu viel Grün Wenige Bäume spendeten etwas Schatten, ansonsten fand man nur Kakteen und dorniges Buschwerk vor.

Obwohl Sonntag war, der Tag an dem Mexikaner kostenlos Museen besuchen können, hatte ich die Ruinen fast für mich allein. Ich streifte stundenlang über das menschenleere Gelände, kletterte in die einige der offen stehenden Gräber und erklomm den kleinen Hügel, auf dem sich früher eine Festung befand. Von dort oben hatte man einen umwerfenden Blick über die umliegenden Täler.

Markttag

In Tlacolula war nichts mehr von der Ruhe in Yagul zu spüren. Die Kleinstadt brodelte vor Leben. Links und rechts der Hauptstraße drängte sich Verkaufsstand an Verkaufsstand. Über dem verbleibenden Durchgang hatte man Planen gespannt. Der Markt hatte sich sogar in einige Seitenstraßen und zum Teil bis auf den Zocalo ausgedehnt.

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Ich schlenderte ein wenig zwischen den Ständen umher und suchte etwas, womit ich meinen knurrenden Magen füllen konnte. Nach dem Essen überkam mich plötzlich eine große Müdigkeit. Ich ließ mich deshalb auf einer Bank am Zocalo nieder. Dort muß ich eingeschlafen sein, denn ich wachte gerade noch rechtzeitig auf, um mitzuerleben, wie die Stände abgebaut wurden.

Monte Alban

Am Dienstag bin ich nach Monte Alban gefahren, einer ehemalige Zapothekenstadt, die nur wenige Kilometer von Oaxaca entfernt in den Bergen liegt. Obwohl es nicht weit bis dahin war, sollte das Return-Ticket zu den Ruinen vom im Reiseführer angegebenen Abfahrpunkt fast vierzig Peso kosten. Das kam mir reichlich viel vor. Hatte ich nicht am Vortag am Busbahnhof einen Vorstadtbus mit der Aufschrift Monte Alban gesehen? Mit diesem würde die Fahrt doch nur gute vier Peso kosten.

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Der Bus fuhr dann allerdings nur bis zur Colonia Monte Alban. Von dort war es noch ein guter Kilometer bis zu den Ruinen. Also machte Ich mich zu Fuß auf den Weg den Berg hinauf, zog es dann aber doch lieber vor, auf die Ladefläche eines vorbeifahrenden Pickups zu springen.

Über die Ruinen möchte ich mich hier nicht weiter auslassen. Beeindruckend sind sie auf jeden Fall, soviel soll gesagt sein. Alles weitere kann man viel besser in den Reiseführern nachlesen.

Berichtenswert erscheint mir dagegen mein Rückmarsch in die Stadt zu sein. Als die Anlage um fünf Uhr scloß, bin ich zu Fuß in Richtung Oaxaca aufgebrochen. Die ersten Kilometer führte die Straße durch unbesiedeltes Gebiet. Hier, kurz vor den Ruinen, war sie auch kaum befahren. So wurde der Heimweg zu einem schönen Abendspaziergang, bei dem ich dem Gesang der Vögeln in den Bäumen lauschen konnte.

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Nachdem ich den Abzweig zur Colonia Monte Alban passiert hatte, schlängelte sich die Straße langsam den Berg hinab. Hinter der zweiten oder dritten Kurve lag dann plötzlich die Stadt zu meinen Füßen. Von hier oben konnte ich Oaxaca und das Tal in dem liegt fast vollständig überschauen,.

Nach und nach tauchten auch die ersten Häuser, in der Regel Wellblechhütten, am Wegesrand auf. Weiter unten sah ich, daß sämtliche Seitentäler mit Wellblechhütten zugebaut waren. Dazwischen stand schon der eine oder andere feste Bau oder waren Baustellen zu sehen, wo die Hütten einem weiteren Haus weichen mußten.

Party nights

Eigentlich hatte ich mir für Donnerstag vorgenommen nach „Hierve el Agua“ und Mitla zu fahren. Da letzteres schon mehr als eine Busstunde von Oaxaca entfernt liegt und es zu den heißen Quellen dann noch weitere fünfzig Minuten Fahrt sind, hatte ich für den Trip einen ganzen Tag eingeplant und wollte früh aufbrechen.

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Der Abend zuvor sollte deshalb ruhig angegangen werden. Ich ging mit Carina zum Film ins Café Central. Nur gab es an diesen Mittwoch keinen normalen Filmabend. Man zeigte einen Kurzfilm, das Erstlingswerk eines jungen mexikanischen Filmemachers. Danach sollte noch eine kleine Party steigen. Der Spaß kostete dann auch gleich mal 35 Peso Eintritt, für die man außer der Kultur noch ein paar Cocktails mit ziemlich hohem Mezcalanteil geboten bekam.

Meinen Plan endgültig zu Fall brachten Sam, Anne und Elwyn, die auf der Couch hinter uns saßen. Sie wollten nach dem Film noch einen trinken gehen. Da ich als altes „Party Animal“, wie Sam mich immer liebevoll nennt, mir diese Gelegenheit für eine kleine Fiesta nicht entgehen lassen konnte, wurden noch ein paar Chelas – so heißen hier die kleinen Bierfläschchen – gemeinsam geleert.

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Zum Glück habe ich rechtzeitig den Absprung geschafft. Die anderen sind noch in zwei weitere Bars und waren wohl am Ende ziemlich gut betrunken. Sam mußte dann unbedingt noch auf die Straße pinkeln. Die gerade vorbeikommenden Bullen fanden das gar nicht lustig oder taten zumindest so. Jedenfalls durchsuchten sie ihn und Elwyn in der üblichen Ami-Manier, mit gespreizten Beinen und Händen auf dem Autodach. Da Sam keine Kohle mehr in der Tasche hatte, um eine Geldbuße bezahlen zu können, bedienten sie sich bei Elwyn. Der stellte am nächsten Morgen fest, daß in seinem Portemonnaie zwischen fünfhundert und tausend Peso fehlten.

Blick von oben

Habe heute mal wieder etwas gemacht, wovon Lonely Planet tunlichst abrät. Ich bin den Cerro Fontín hinauf gestiegen, vorbei am Guelaguetza Auditorium bis zum Observatorium und zum Planetarium. Die lieben Reiseführer-Autoren warnen wegen der angeblich vielen Überfälle vor dem Hügel, der sich wie ein riesiger Keil in die Stadt hinein schiebt. Aber irgendwie habe ich keinen Bock mir ständig einreden zu lassen, wie gefährlich hier alles sei. Ich lebe jetzt hier und möchte das so tun, wie die anderen Leute und nicht wie ein ängstlicher Tourist.

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Es war übrigens richtig schön da oben, ruhig vor allem. Von ein paar Joggern und knutschenden Jugendlichen abgesehen, kommen hier kaum Leute und so gut wie keine Autos her. Nur aus der Ferne drang leise das Getöse der Großstadt zu mir rauf. Das hatte schon fast etwas meditatives.

Auf dem Rückweg kam ich mit Victor ins Gespräch, der gerade seine Runden gedreht hatte. Er arbeitet auf dem Cerro bei einem der Fernsehsender. An den Wochenenden fährt er dann mit seinem Motorrad in die umliegenden Berge, hat er mir erzählt. Da ich so gar keinen der Orte kannte, die er aufzählte, lud er mich ein, ihn mal zu begleiten. Das werde ich sicher bei Gelegenheit tun.
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