11
Mrz
2008

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Seit Tagen ist der kolumbianische Luftangriff gegen die FARC Thema in den Medien. Aber auch der Internationale Frauentag hatte seinen Platz in den Nachrichten, sogar noch am Montag Abend. Aber eigentlich sind die Montagabende nicht dafür da, um vor der Glotze zu hängen. An ihnen muß man zum Empfang in die Botschaft gehen.

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Bilder: Oaxaca hat eine sehr aktive Streetart Szene

Auch in Deutschland war der Schlag der kolumbianischen Armee gegen die FARC, bei dem deren Sprecher und Nummer zwei Raúl Reyes getötet wurde, eine Nachricht wert. Hier ist er seit Tagen eines der Hauptthemen in den Nachrichten. Dabei interessiert weniger, daß die Kolumbianer das Lager auf ekuadorianischem Hoheitsgebiet bombardiert haben, sondern vielmehr die Tatsache, daß dabei mehrere Mexikaner ums Leben gekommen sind.

In dem Lager befand sich eine Gruppe mexikanischer Studenten der UNAM. Mindestens zwei von ihnen sind bei dem Bombardement getötet worden. Aber die Angaben schwenken und man geht von bis zu fünf toten Mexikanern aus. Im Fernsehen sieht man immer wieder die gleichen Bilder, wie eine junge Frau durch die ekuadorianische Armee evakuiert wird und von ihrem Krankenbett in Quito. Sie ist die einzige Überlebende der Studentengruppe.

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Nun stellt sich hier alle Welt die Frage, was mexikanische Professoren und Studenten in einem FARC-Lager im Grenzgebiet von Ekuador zu Kolumbien zu suchen hatten. Es heißt diesbezüglich unter anderem, daß sie zu Forschungszwecken sich dort im Dschungel aufgehalten haben sollen. Iván kommentierte das etwas ironische, indem er mich fragte, ob ich mir vorstelle könne, daß die FARC Leute in ihre Lager ließe, die nicht mit ihr kämpfen würden.

Er oder viellicht auch Ana-Maria hatte allerdings mal erwähnt, daß unter den Soziologen in Mexiko eine Methode sehr beliebt sei, bei der man das Leben des zu untersuchenden Milieus selbst leben muß. So stehen Leute, die über Fabrikarbeiter forschen selber am Band und wer zur Prostitution arbeitet, sollte dann auch selbet auf den Strich gehen. Ob das allerdings so weit geht, daß jemand, der über Guerillabewegungen schreibt, auch selber die Waffe in die Hand nehmen muß, wage ich zu bezweifeln.

Frauentag

Iván erwähnte mehrmals einen Fall aus der Mixteca, in dem einer Frau der Antritt des Bürgermeisteramtes verweigert wurde, obwohl sie die Wahl gewonnen hatte. Begründet wurde das von den Dorfältesten damit, daß Frauen traditionell keine Ämter innehaben dürfen. Montag wurde in den Nachrichten berichtet, daß diese Indigina zusammen mit dem konservativen Präsidenten Felipe Calderón auf einer Veranstaltung zum Internationalen Frauentag auftrat, um die Einhaltung der in der Verfassung verbrieften Rechte der Frau zu fordern.

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Es wirft ein nicht allzu gutes Bild auf die Situation der Frauen in Mexiko, wenn solche Alianzen notwendig sind, um diese zu verbessern. Auf der „Tianguis Cultural“ am Samstag gab es dann auch einige kämpferische Reden zum Frauentag.

Der Kampf um Gleichberechtigung steht in Mexiko auch heute noch ziemlich weit oben auf der Tagesordnung. Im Fernsehen gibt es immer wieder Werbespots der Regierung, in denen diese eingefordert und traditionelle Verhaltensweisen angeprangert werden.

Abgesehen davon, daß viele Frauen noch immer ausschließlich die Rolle der Mutter und Hüterin des Hauses inne haben, sind nicht wenige nur die Geliebte im zweiten Haushalt eines Mannes. Und als solche stehen sie noch schlechter da als die „betrogenen“ Ehegattin. Denn die Zweitfrauen haben im Gegensatz zur Angetrauten, auch wenn es gemeinsame Kinder gibt, so gut wie keine Rechte.

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Noch schlimmer scheint es zum Teil den Frauen bei den Indiginas zu gehen. Der geschilderte Fall sei nur die Spitze des Eisberges, meinte Iván. Von den Triquis behauptete er, daß Frauen dort nur als Gattin ihres Ehemannes etwas zählten. Verstirbt der Mann, werden die Frauen wohl nicht selten aus der Gemeinschaft verstoßen. Das sei der Grund, weswegen man auf den Märkten in Oaxaca so viele ältere Triqui-Frauen als Verkäuferinnen antreffe.

Montags in der Botschaft

Ich hatte schon des öfteren von meinem abwechslungsreichen Nachtleben berichtet. Eigentlich bin ich unter der Woche fast jeden Abend unterwegs. Nur am Wochenende gehe ich, wie auch in Berlin, nicht so gerne weg. Dann tritt man sich nämlich auch hier nur die Füße platt.

So langsam kristallisiert sich auch eine Stammkneipe heraus. Die „Embajada“ ist einen halben Block von meiner Bleibe entfernt und ein an sich recht ruhiger Laden. Hier setze mich hin und wieder rein, wenn ich abends noch mal ins Netz möchte, arbeite dann ein wenig und schwatze anschließend noch mit Viet, dem Barmann, der in D.F. Deutsch mit Schweizer Akzent gelernt hat.

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Montags allerdings ist der Laden immer brechend voll. Dann gibt es nämlich Mezcal gratis. In den Nächten zum Dienstag treffe ich deshalb auch fast alle meine Bekannten in der Embajada an und wir haben eine lustige Party – mit nicht ganz so lustigen Nachwehen – bis in die frühen Morgenstunden. Für den Dienstag nehme ich mir deshalb auch nie etwas wirklich wichtiges vor.

An den Montagabenden werden die Schnäpse zwar nur in Fingerhut großen Becherchen ausgeschenkt. Dafür ist man aber sehr freigiebig beim Nachgießen. Und so sind alle ständig dabei, eine weitere Runde Mezcal zu bestellen. Dazu bekommt man dann einen Teller mit Chilesalz, Limettenstücken und Orangenscheiben. Die Kombination des scharfen Salzes mit der Süße der Orangen, finde ich, paßt besonders gut zum Mezcal.
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